SY Rägeboge – Segeln vor Oʻahu, Hawaii

Nach Ankunft in Honolulu und den ersten beiden Tagen zum Akklimatisieren in Waikiki (immerhin 12 Stunden Zeitverschiebung, den Jetlag sollte man konsequent & hartnäckig bekämpfen) ging es nach Hale’iwa, auf der Nordseite der Insel. Heinz hat dort mit seiner HallbergRassy 38“ seinen Liegeplatz, eine nette kleine Stadt – bei einem kurzen Spaziergang zum Strand versteht man, warum der Ort ein Surferparadies ist. Heinz ist ein sympathischer Zeitgenosse, wir haben uns von Anfang an super verstanden.
Nach dem Kennenlernen des Schiffs (Sicherheitseinweisung und alles, was sonst noch wichtig ist) haben wir beim Abendessen unseren ursprünglichen Plan, zur Nachbarinsel Kaua’i zu segeln, kurzerhand korrigiert. Die Überfahrt hätte uns 17 Stunden gekostet, bei angekündigtem Wind und rauherem Seegang wäre das zu zweit nicht nur gemütlich geworden. Stattdessen ist unser Plan entlang der Leeseite der Küste Richtung Honolulu, Pearl Harbour und Waikiki zu segeln. Das Schiff ist solide, durchdacht ausgestattet, und man spürt: hier ist ein Skipper am Werk, der Erfahrung hat. Heinz kennt jedes Detail auf seinem Schiff, schließlich hat er es „über“ Alaska nach Hawaii gesegelt.
Am nächsten Morgen ging es los. Der erste Tag selbst war guter Wind und Welle – perfekte Bedingungen, um sich einzuspielen. Der Atlantik gibt es einem nicht geschenkt, der Pazifik noch weniger – aber an diesem Tag war uns Pele, die hawaiianische Göttin der Elemente, wohlgesonnen.
Wir segelten zur Pokai Bay an der Westküste Oʻahus. Sonne, leicht wechselhaftes Wetter und ruhige See machten die Etappe nach Passieren des Kaps auf der Nordseite zu einem echten Genuss. Die Landschaft hier zeigt ein anderes Gesicht der Insel – weniger touristisch, mehr lokal. Die Bucht ist geschützt, bietet guten Halt – ideal für eine ruhige Nacht vor Anker.
Weiter ging es am nächsten Tag nach Honolulu, auch hier vom Wasser aus fantastische Landschaften bei – Leeseite der Insel – idealen Segelbedingungen. In der Nähe von Pearl Harbour sind wir vor Anker gegangen. Am Abend paddelten wir mit unseren Kayaks vom Ankerplatz zwischen Bojenfeld und Stegen an Land – Ziel: der La Mariana Sailing Club. Das Restaurant ist eine Zeitkapsel voller Tiki-Vibes, direkt am Wasser gelegen, voller Geschichten und Leben. Wir hatten Glück, einen Tisch zu bekommen – der Laden war gut besucht. Mein Mahi-Burger: großartig. Frisch, saftig, perfekt gewürzt. Vorher haben wir noch kurz bei Freunden von Heinz „Hallo“ gesagt – sie leben auf ihrem Boot auf Oʻahu.
Für die Tour zurück nach Hale‘iwa analysierten wir die Wetterlage intensiv – Heinz bevorzugt PredictWind, ich nutze Windy. Alle Modelle zeigten unterschiedliche Prognosen, besonders ab Mittag rund ums Kap zur Nordseite der Insel sollte es ziemlich rau werden. Zwischenstop hatten wir nochmal in Pokei Bay gemacht.
Wir beschlossen, früh zu starten: 5:30 Uhr im Dunkeln, Anker auf. Die Lichter in der Bucht wirkten wie ein Gemälde, einzelne Fischerboote glitten lautlos über die dunkle See. Noch unter Landabdeckung war es ruhig, doch wir starteten vorsichtshalber mit gerefftem Großsegel.
Am Kap dann ein dramatischer Anblick: eine schwarze Wolke, die vom Himmel bis aufs Wasser reichte. Links und rechts davon blieb es freundlich – aber in der Mitte wartete die Waschmaschine.
Was folgte: zunehmender Wind, Regen, Wellen aus allen Richtungen. Die signifikante Wellenhöhe lag bei 2,2 m – das ist der Durchschnitt des höchsten Drittels aller Wellen, was bedeutet, dass einzelne Wellen doppelt so hoch sein können. Heinz sagte auf Schweizerdeutsch: „Du muesch höcher i Wind, damit du Speed kriegscht.“ Und das taten wir. Da kommt der Regattasegler durch. Ich konzentrierte mich voll aufs Steuern, war komplett durchnässt, aber fokussiert. Heinz schätzte später: über 8 Knoten Fahrt über Grund. Dann kam eine zweite Wolke, der Wind pfiff mit 28 Knoten. Dann fielen wir ab, segelten mit etwas mehr Ruhe weiter. Allein hätte ich das so sicher nicht gemacht, da wäre ich vorher abgefallen. Der restliche Törn nach Haleʻiwa war dann fast unspektakulär. Sonne und Wind sorgten für schnelle Trocknung. Die Hafeneinfahrt bei Brandung meisterte Heinz souverän.
Nach dem Anlegen wurde das Schiff aufgeklart, die Segel sorgfältig verpackt – natürlich nicht mit Lazy Bags („die sind für Faule“, sagt Heinz – ja, ich gestehe…). Zum Abschluss gingen wir zu Uncle Bo’s Pupu Bar & Grill – Empfehlung: der Fisch. Bei gutem Essen wurde klar: Heinz’ Zeit auf Hawaii geht zu Ende.
Wir hatten in dieser Woche bereits das Setup getestet für das, was als Nächstes bei ihm ansteht:
Ein 3-Wochen-Törn nach Französisch-Polynesien.
Ende April 2025 verließ Heinz Hawaii. Seit Mai erkundet er die Südsee, und wer will, kann ihn begleiten. Infos und Mitsegelmöglichkeiten gibt’s bald auf seiner Website:
Für mich war es eine großartige Erfahrung – ein Revier, das man allein kaum so entdecken würde. Abseits der Touristenpfade, auf einem schönen Schiff geführt von einem erfahrenen Skipper, der nicht nur steuert und steuern lässt, sondern vermittelt, begleitet und inspiriert. Alle Aufgaben an Bord haben wir uns "fair" geteilt
Lieber Heinz – Mahalo für diese Etappe.
Die Südsee war nie auf meiner Bucketlist. Aber jetzt? Vielleicht doch. Und sie ist gar nicht soooo weit – mit einem Stop-over in Vancouver (tolle Stadt!) und Nachtflug, gut erreichbar.

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