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Bora – Der tückische Wind der Adria

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Die Bora, dieser kalte, unberechenbare Wind aus dem Nordosten, hat für Segler entlang der Adria einen legendären Ruf. Ich hab sie mehrmals erlebt und kann sagen: Sie verlangt Respekt. Ihre plötzliche Wucht hat schon so manchen Segeltörn abrupt gestoppt. Hier teile ich meine Erfahrungen und erkläre, worauf du achten solltest, um der Bora sicher zu begegnen.

Warum ist die Bora so berüchtigt?

Die Bora tritt meistens in den Winter- und Frühjahrsmonaten auf, wenn kalte Luftmassen aus dem Binnenland auf die wärmeren Gewässer der Adria treffen. Was die Bora besonders gefährlich macht, ist ihre plötzliche Entfaltung. Als ich das erste Mal von der Bora überrascht wurde, segelte ich mit einer milden Brise aus südlicher Richtung. Gerade als ich dachte, das Wetter sei stabil, kippte der Wind innerhalb weniger Minuten auf über 30 Knoten. Die Wellen wurden schnell immer höher und das Boot begann heftig zu schlingern. 

Anzeichen, dass die Bora kommt

Mit der richtigen Aufmerksamkeit und Erfahrung kannst du dich auf die Bora vorbereiten. Hier sind die wichtigsten Anzeichen, auf die ich immer achte:

  1. Plötzlicher Temperatursturz: Als wir uns auf einem längeren Törn entlang der Küste bewegten, fiel uns schnell ein starker Temperatursturz auf. In wenigen Minuten war die Luft deutlich kühler. Das war ein klares Zeichen: Die Bora war im Anmarsch.

  2. Blauer Himmel mit kaum Wolken: Der Himmel kann nach einem warmen Tag plötzlich klar und wolkenlos werden. Ich erinnere mich an einen Abend, als der Himmel fast unnatürlich blau war, und ich dachte mir schon, dass es bald Wind geben würde. Dann kam er auch – mit voller Wucht.

  3. Visuelle Hinweise – Wolkenwalze über dem Velebit-Gebirge: Besonders auffällig ist die sogenannte „Wolkenwalze“ oder „Velebit-Wolke“, die sich über dem gleichnamigen Gebirge bildet, wenn kalte Luftmassen auf die feuchte Luft des Meeres treffen. Diese charakteristische Wolkenformation habe ich bei mehreren Gelegenheiten gesehen, und sie war jedes Mal ein deutliches Zeichen, dass die Bora nicht lange auf sich warten ließ.

  4. Kalter, böiger Wind aus Nordosten: Der Wind aus Nordosten kündigt sich oft als kalte Böe an. Einmal segelte ich an einem heißen Frühlingstag, als der Wind plötzlich nachließ, nur um Sekunden später von einer eisigen Bora erfasst zu werden. Der Wind kam aus dem Nichts, und ich hatte kaum Zeit, das Großsegel zu reffen.

  5. Verhalten der Wellen: Plötzlich steiler werdende, kürzere Wellen sind ebenfalls ein Zeichen, dass sich die Bora nähert. Auf einem meiner Törns konnte ich förmlich spüren, wie die See sich veränderte – der Wind frischte auf und die Wellen wurden unruhiger, was ein klares Vorzeichen für die Bora war.

Wie reagiert man auf die Bora?

Als die Bora mich das erste Mal unvorbereitet erwischte, war es ein ziemlicher Schock. Die Geschwindigkeit des Windes und die plötzliche Kälte waren überwältigend. Jetzt weiß ich, dass es keine Zeit zum Zögern gibt, wenn man die Bora spürt. Hier sind einige Maßnahmen, die ich immer sofort ergreife:

  1. Segelfläche sofort verkleinern: Sobald ich die Bora im Anmarsch erkenne, nehme ich das Großsegel und das Vorsegel sofort zurück. Wenn du darüber nachdenkst, zu reffen, dann solltest du reffen! Die Bora kommt schneller als erwartet, und es bleibt keine Zeit, den Wind voll auszureizen.

  2. Ruhig bleiben und Kurs prüfen: Auch wenn der Wind plötzlich und heftig ist, versuche ruhig zu bleiben. Achte darauf, ob der Wind in Bögen kommt oder ob er konstant bleibt. Auf meiner letzten Begegnung mit der Bora änderte der Wind seinen Kurs in sekundenschnelle, also musste ich sofort auf ein Reffen und Umsteuern reagieren.

  3. Sichere Gebirgsschutzzonen ansteuern: Wenn möglich, fahre in eine größere Bucht oder eine andere Zone, die vor dem Wind geschützt ist. Dies kann dir helfen, die schlimmsten Böen zu umgehen. Auf einem Törn in der Nähe von Zadar haben wir es geschafft, uns in eine Bucht zurückzuziehen, als wir merkten, dass der Wind aus dem Velebit kam.

  4. Ausrüstung sichern: Vergewissere dich, dass alle losen Teile des Bootes gesichert sind. Bei der Bora wird das Boot stark beansprucht – lose Leinen, Gerätschaften oder Ausrüstungsgegenstände können bei starkem Wind gefährlich werden.

Zuverlässige Wetterdienste für Bora-Warnungen

Um sich auf die Bora vorzubereiten, ist es wichtig, zuverlässige Wettervorhersagen zu haben. Hier sind einige der besten Quellen, die präzise Informationen und Warnungen zur Bora bieten:

  1. DHMZ (Croatian Meteorological and Hydrological Service)
    Der DHMZ ist die offizielle meteorologische Behörde in Kroatien und bietet detaillierte Vorhersagen sowie spezialisierte Warnungen für die Bora. Auf ihrer Webseite und über die DHMZ-App kannst du stündliche Wetterberichte und Warnungen für verschiedene Regionen Kroatiens einsehen. Besonders hilfreich sind die präzisen Windprognosen, die speziell auf die Bora ausgerichtet sind.

  2. Meteo.hr
    Meteo.hr bietet ebenfalls genaue Wettervorhersagen für Kroatien, einschließlich der Bora. Die Plattform ist bei Seglern sehr beliebt, da sie stündliche Wind- und Wetterprognosen liefert und spezielle Warnungen vor extremen Wetterbedingungen ausgibt.

  3. PredictWind
    PredictWind ist besonders bei Seglern weltweit bekannt und bietet präzise Vorhersagen und Warnungen für alle Arten von Wetterphänomenen, einschließlich der Bora. Die App nutzt verschiedene Modelle und Echtzeit-Daten, um genaue Windprognosen zu liefern. Besonders vorteilhaft ist, dass PredictWind spezifische Warnungen für extreme Wetterereignisse wie die Bora bereitstellt.

  4. Windy.com
    Windy.com bietet eine visuelle und detaillierte Darstellung der Wetterdaten und ist ebenfalls eine nützliche Quelle für Windvorhersagen, die für Segler unverzichtbar sind. Mit Windy kannst du die Windstärken und -richtungen in Echtzeit überwachen, und die Plattform bietet spezifische Vorhersagen für die Bora, die dir helfen können, schnell zu reagieren.

Sicherheit an Bord

Die Bora ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Frage der Sicherheit. Bei meinen Begegnungen mit der Bora habe ich immer darauf geachtet, dass die Crew mit Schwimmwesten ausgerüstet ist und dass alle Rettungsmaßnahmen klar kommuniziert werden. Es ist entscheidend, dass alle an Bord schnell reagieren können, wenn der Wind plötzlich einsetzt.

Fazit: Respekt vor der Bora

Die Bora ist ein faszinierender, aber auch gefährlicher Wind, der Segler immer wieder herausfordert. Ich habe sie in verschiedenen Formen erlebt – mal als kräftigen Wind, der uns ordentlich auf Trab hielt, mal als gewaltige Böe, die uns beinahe den Kurs gekostet hätte. Aber mit der richtigen Vorbereitung, einem klaren Plan und einem Respekt vor der Natur kannst du sicher mit der Bora umgehen und ihr Abenteuer trotzen.

Denke daran: Wenn du darüber nachdenkst, zu reffen, dann reffen!

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